Bereits zum Jahresanfang hat die Natur für uns gesorgt. Essbare Wildpflanzen sind gesund und duften.
Aber ist auch das Veilchen essbar? Die Märzveilchen /Duftveilchen (Viola odorata) gehören zu den ersten Frühlingsboten auf den Wiesen und Waldwegen. Die zarten violetten Blüten duften herrlich, besitzen beachtliche Heilkräfte, sind essbar und liefern wichtige Nährstoffe. Sie enthalten unter anderem Flavonoide (Antioxidantien), Vitamin C, Cumarine (wirken entzündungshemmend, krampflösend und blutverdünnend), Saponine (fungizide Wirkung) und Triterpene (antibakteriell und kortisonähnlich). Gerade die ersten Frühlingsmonate März und April sind die beste Zeit um Veilchen zu pflücken und frisch zu verzehren. Sie schmecken gut als Topping zum Salat, Obstsalat oder Müsli und können als essbare Deko zu Süßspeisen dienen.
Aus der Geschichte
In der Antike war das Veilchen für viele Völker eine Heilige Blume. Man bekränzte damit den Kopf während der Saturnalia – Feste zu Ehren Gottes Saturn. Man weihte das Veilchen dem großen Pan, dem allmächtigen Gott der Natur und des Lebens, Hüter der Wälder und der Wiesen, eine Gottheit als allegorische Verbindung zwischen Mensch und Natur. Die Heilkraft des Veilchens war im alten Griechenland und Rom allbekannt. Hippokrates, der Vater der Medizin, hat es gegen Kopfschmerzen und Sehstörungen sowie gegen Melancholie, gesteigerte Galltätigkeit und Brustentzündung empfohlen. Die ersten Parfüms wurden aus Duftveilchen hergestellt. In der griechisch-römischen Mythologie hat dieses Parfüm der Feuergott Vulkanus/ Hephaistos benutzt, um die Venus/ Aphrodite zu beeindrucken.
Das Veilchen als Heilpflanze
Auch in der modernen Naturheilkunde hat sich Veilchen bewährt bei:
- Entzündungen der Atemwege
- Husten und Keuchhusten
- Rheuma der Hand- und Fußgelenke
- Bronchitis und Bronchialkatarrh
- Gerstenkorn
Veilchenarten
Es gibt in der freien Natur mehr als 500 Veilchenarten, die man grob in zwei Kategorien einteilen kann. Die erste Gruppe umfasst die wohlriechenden Veilchen wie das Märzveilchen (Viola odorata), das Hundsveilchen (Viola canina), das Waldveilchen (Viola reichenbachiana), das Hainveilchen (Viola riviniana) und das Rauhe Veilchen (Viola hirta). Die Blüten dieser Veilchen-Gruppe haben zwei Blütenblätter oben und drei unten. Die zweite Gruppe umfasst die sogenannten Stiefmütterchen: das Alpenstiefmütterchen (Viola lutea), das Ackerstiefmütterchen (Viola arvensis) und das wilde dreifarbige Stiefmütterchen (Viola tricolor). Diese Veilchen haben vier Blütenblätter oben und ein breites unten.
Alle oben aufgezählten Veilchenarten sind in der Volksheilkunde geschätzt und finden Anwendung gegen äußere und innere Entzündungen, gegen Augenkrankheiten und Magen-Darmreizungen. Die milde Substanz der Blüten und Blätter, der sogenannte Pflanzenschleim, wirkt hustenstillend, beruhigend, schleimlösend und kräftigend.
Achtung: Die in den Blumenläden erhältliche dekorative Usambaraveilchen gehört botanisch gesehen nicht zu der Familie der Veilchengewächse und ist giftig!
Zubereitung und Anwendung
Teeaufguss: eine halbe Handvoll Pflanzen in einen Liter Wasser geben und 5 min zugedeckt ziehen lassen. Für die Behandlung von Rheumatismus und Bronchitis eignen sich am besten die Blüten, sowohl frisch als auch getrocknet, vier Tassen täglich; für die Behandlung der Atem- und Verdauungswege – ganze getrocknete Pflanzen und zwei bis drei Tassen Tee am Tag.
Der Teeaufguss kombiniert mit warmen Kompressen aus Blüten und Blättern auf die Lungen- und Bronchiengegend ist das beste Mittel gegen Keuchhusten.
Hustensirup aus Märzveilchen
Drei Handvoll frischer Blüten leicht zerstoßen, mit einem Liter Wasser überbrühen, eine halbe Zitrone, in Scheiben geschnitten, hinzufügen und einen halben Tag lang (ca. 12 Stunden) an einem warmen Ort ziehen lassen. Der Aufguss nimmt eine schöne violette Farbe an. Die Blüten und Zitronenscheiben abseihen, ein Kilo Zucker hinzufügen und ca. zwei Stunden im Wasserbad köcheln lassen bis ein Sirup entsteht. Den fertigen Sirup in sterilisierte verschließbare Flaschen füllen und an einem kühlen Ort aufbewahren. Er ist ein Jahr haltbar und nach Anbruch innerhalb der nächsten drei Monate aufzubrauchen.
Die Behandlung mit dem Veilchensirup hat sich besonders bei Kindern bewährt bei Husten, Bronchitis, Heiserkeit und Stimmverlust, Halsschmerzen, Schnupfen, Keuchhusten und Asthma. Den Hustensirup kann man dreimal am Tag einen Esslöffel pur oder dem Tee beigemischt einnehmen sowie mit Wasser verdünnt als Gurgelwasser anwenden.
Absud für Hand- und Fußbäder bei Rheuma
Eine Handvoll frischer oder getrockneter Blüten mit einem Liter Wasser übergießen und 5 min zugedeckt ziehen lassen. Die Blüten aus dem Absud können zusätzlich als Kompresse verwendet werden und sind auch gegen den Milchschorf bei Kleinkindern effektiv.
Veilchenwurzel
Die Wurzeln des Veilchens bzw. ein Absud davon ist bei hoher Dosierung ein starkes Blutreinigungs- und Brechmittel und sollte nur unter Aufsicht des Arztes oder Heilpraktikers angewendet werden.
Getrocknete Veilchenwurzel hilft den Kindern bei Zahnungsschmerzen und wirkt beruhigend auf das Zahnfleisch.
Veilchen in der Küche
Kandierte Veilchen als süße Leckerei sind in Europa seit der Neuzeit bekannt und werden heute noch in Toulouse/ Frankreich angeboten. Sie waren die Lieblingsleckerei der Kaiserin Elisabeth von Österreich „Sissi“, die aus Sorge um ihre Figur beinahe nur diese eine Süßigkeit als solche nicht ablehnte.
So wird`s gemacht: Frische, gewaschene, abgetropfte Veilchenblüten in Eischnee von 2 Eiweiß tauchen, auf einem mit Pergamentpapier ausgelegten Blech verteilen, mit Puderzucker bestreuen und im lauwarmen Ofen bei 50 Grad ca. zwei Stunden trocknen lassen.
Lagenweise auf feines Papier schichten und in gut verschlossenen Dosen oder Gläsern bis zum Verbrauch aufbewahren.
Frische Blüten dienen als eine appetitanregende Dekoration an Frühlings- oder Obstsalaten. Getrocknete Veilchenblüten kann man das ganze Jahr über für Salattoppings benutzen, allein oder als Bestandteil einer Kräutermischung. Mit Blüten-Eiswürfeln kann man Getränke und Cocktails verzieren und mit kandierten Blüten – Torten und Eis.
Veilchentinktur
In der Homöopathie wird Veilchentinktur gegen Schwermut, Traurigkeit, Melancholie, Hypochondrie und Hysterie, Gedächtnisschwäche, Schwindel, Schwere und Krampf der Augenlieder, Kurzsichtigkeit, Rauschen und Klingeln in den Ohren, Brustbeklemmung mit Herzklopfen und Brustschmerz eingesetzt.
Sammeltipps
Die Blüten des Duftveilchens werden im März und April gesammelt, am besten an einem trockenen Tag um die Mittagszeit, wenn sie Sonne am Höchsten steht. Wähle dazu Wiesen, die weit von den Städten und Straßen sind. Die Blätter werden gesammelt, wenn die Blühphase vorüber ist, denn erst da kommen die Blätter in ihre richtige Vegetationsphase. Die Märzveilchen können auch in Gärten gepflanzt werden, sie vermehren sich rasch einfach auf dem Rasen im Halbschatten oder unter den Obstbäumen.
Quellen:
Das Messegue Heilkräuterlexikon, S. 294-296.
Maurice Messegue, Die Natur hat immer Recht, S. 158-159.
Koochek MH, Pipelzade MH, Mardani H, The effectiveness of Viola odorata in the prevention and treatment of formalin-induced lung damage in the rat. J Herbs, Spices Med Plants, 2003; 10: 95-103.
https://www.greeninfo.ru/grassy/viola_odorata.html/Article/_/aID/4690
Omas Lexikon der Kräuter- und Heilpflanzen, Augsburg 1998, S.472-473.
Bildquellen:
Fotoaufnahmen der Autorin